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  • Kolumne des Monats

Kienbaum-Vergütungsreport 2019: Oberarztgehälter steigen niedriger als die im Ärzte-Durchschnitt

Im Vergleich zu anderen Ärzten im Krankenhaus liegen die Jahreseinkommen der Oberärztinnen und Oberärzte im Mittelfeld. Ihr durchschnittliches Jahreseinkommen lag 2019 bei 136 Tsd. € [Januar 2020]

Die Grundgehälter von Oberärztinnen und Oberärzten sind in 2019 im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 2,6% gestiegen, die der Ärzte insgesamt um durchschnittlich 3,2%. Das durchschnittliche Jahreseinkommen der Oberärzte lag 2019 bei 136 Tsd. € (im Vorjahr 133 Tsd. €), die Spannbreiten der Oberarztvergütung sind allerdings erheblich.

Dies sind Ergebnisse des Kienbaum-Vergütungsreports 2019 „Ärzte, Führungskräfte und Spezialisten in Krankenhäusern 2018“. In die Studie sind Daten von 119 Krankenhäusern mit Vergütungsinformationen zu 615 nicht-ärztlichen Funktionen sowie 2.203 Ärztinnen und Ärzte eingeflossen.

Die Einkommen der Oberärztinnen und Oberärzte im Vergleich

Kolumnen12 2019 und 01 2020 Arztgehlter

Quelle: www.oberarzt-heute.de

Im Durchschnitt verdienen Chefärzte mit einem Jahreseinkommen von 300 Tsd. € mehr als das Doppelte ihrer Oberärztinnen und Oberärzte. Fachärzte sind von diesen Werten noch weit entfernt. Sie erzielen im Schnitt ein Jahresgehalt von 96 Tsd. €, Ärzte in Weiterbildung von 79 Tsd. €.

Einflussfaktoren der Arztgehälter von Oberärztinnen und Oberärzten

Die Spannbreite der Jahresgesamtvergütung von Oberärztinnen und Oberärzten reicht von 80 Tsd. € bis über 250 Tsd. € p.a. Für die Höhe der Oberarztvergütung sind verschiedene Einflussfaktoren maßgeblich, genauer Größe und Standort des Krankenhauses, die Positionszugehörigkeit, Fachrichtung und Reputation der Oberärztin bzw. des Oberarztes.

Größe und Standort des Krankenhauses

Oberärztinnen und Oberärzte in einem Krankenhaus mit bis zu 250 Beschäftigten erzielen im Durchschnitt ein Jahresgehalt von 129 Tsd. €, ihre Kollegen in einem Krankenhaus mit mehr als 2.000 Beschäftigten dagegen 144 Tsd. € im Schnitt.

Große Einkommensunterschiede bestehen nach wie vor zwischen den alten und neuen Bundesländern. Oberärztinnen und Oberärzte in den neuen Bundesländern realisieren im Schnitt 13% weniger als ihre Kollegen in den alten Bundesländern.

Positionszugehörigkeit des Oberarztes

Ärzte und Ärztinnen, die bis zu drei Jahren eine Oberarztposition inne haben, erzielen eine Jahresgesamtvergütung von durchschnittlich 133 Tsd. €. Ärzte, die seit über 20 Jahren als Oberarzt tätig sind, erreichen dagegen im Schnitt 162 Tsd. €. Das liegt vor allem am Erfahrungszuwachs, der sich bei Oberärztinnen und Oberärzten in der Gehaltsentwicklung niederschlägt – dies im Unterschied zur Vergütung von Chefärzten.

Ranking der Oberarztgehälter nach Fachrichtung

Fachrichtung und Reputation der Oberärztinnen und Oberärzte haben durchaus einen nennenswerten Einfluss auf das erzielbare Jahresgehalt.

Die folgende Tabelle zeigt das Ranking der Oberarztgehälter der Fachrichtungen Chirurgie, Innere Medizin, Gynäkologie, Orthopädie, Radiologie, Anästhesie / Intensivmedizin, Urologie, Pädiatrie, Neurologie / Psychiatrie und Geriatrie. Neben dem Durchschnitt sind auch die Lagemaße „Unteres Quartil“, „Median“ und „Oberes Quartil“ angegeben

Kolumne 01 2020 Jahreseinkommen Oberrzte nach Fachabteilungen 2019

Quelle: Kienbaum Vergütungsreport „Ärzte, Führungskräfte und Spezialisten 2019“

Die höchsten Jahreseinkommen können Oberärztinnen und Oberärzte in der Chirurgie, Inneren Medizin und Gynäkologie erzielen. Dabei ist die Spanne bei den Chirurgen mit einem Jahresgehalt von 120 Tsd. € (unteres Quartil) bis 175 Tsd. € (oberes Quartil) am größten.

Das „untere Quartil“ mit einem Arztgehalt 120 Tsd. € bedeutet, dass 25% der Oberärzte in der Chirurgie mit ihren Jahresgehältern noch unter 120 Tsd. € (unteres Quartil) liegen, aber ebenfalls 25% haben mehr als 175 Tsd. € (oberes Quartil) in 2019 erzielt. Der Median gibt an, dass jeweils 50% der Oberärzte der Chirurgie mehr bzw. weniger als 137 Tsd. € verdient haben. Der Durchschnittswert von 148 Tsd. € liegt deshalb über dem Median, weil er von einigen sehr hohen Einkommen des oberen Quartils, die deutlich über 175 Tsd. € liegen, nach oben gezogen wird.

Lesen Sie hierzu auch: Ergebnisse des Kienbaum-Vergütungsreports 2018: Oberarztgehälter in deutschen Krankenhäusern

Einkommen der Oberärztinnen und Oberärzte aus Nebentätigkeiten

Etwa 25% der Oberärztinnen und Oberärzte verfügen über eine Nebentätigkeitsgenehmigung des Krankenhauses. Im Durchschnitt erzielen Oberärztinnen und Oberärzte daraus jährlich 7 Tsd. €.

Einkünfte aus Ruf- und Bereitschaftsdiensten

Etwa 76% der Oberärztinnen und Oberärzte leisten monatliche Rufdienste und etwa 26% monatliche Bereitschaftsdienste. Die durchschnittliche Dauer der Rufbereitschaft beträgt im Monat 109 Stunden. Die Einsatzzeiten betragen im Schnitt 22 Stunden im Monat. Die Bereitschaftsdienste der Oberärztinnen und Oberärzte belaufen sich im Monat auf durchschnittlich 34 Stunden, in denen Einsatzzeiten von 14 Stunden anfallen.

Die Vergütung der Rufbereitschaft beträgt im Schnitt 19 Tsd. € p.a., für ihre Bereitschaftsdienste erhalten die Oberärztinnen und Oberärzte durchschnittlich 9 Tsd. € jährlich.

Variable Vergütung von Oberärztinnen und Oberärzten – ist Verhandlungssache

Bei den Einkommen der Chefärzte macht die variable Vergütung einen Anteil von 39% an der Jahresgesamtvergütung aus. Im Unterschied dazu macht sie beim Jahreseinkommen der Oberärztinnen und Oberärzte nur einen Anteil von durchschnittlich 10% aus.

Kolumne 01 2020 Variable Vergtung Oberrzte nach Gestaltungsform

Quelle: Kienbaum Vergütungsreport „Ärzte, Führungskräfte und Spezialisten 2019“

Insgesamt erhalten 79% der Oberärztinnen und Oberärzte eine variable Vergütung. Bei den Gestaltungsformen überwiegt die Beteiligung an den Privatliquidationen der Chefärzte, gefolgt von der Bonusvereinbarung.

Im Unterschied zu der Beteiligung an den Privatliquidationen des Chefarztes, die im Wesentlichen auf der Abrechnung wahlärztlicher Leistungen basieren, ist die variable Vergütung bei der Bonusvereinbarung vom Erreichen vereinbarter Ziele abhängig. Diese Ziele können quantitativ (z.B. Fallzahlen, Belegung, Betriebsergebnis etc.) oder qualitativ (z.B. Qualität, Mitarbeiter- und Patientenzufriedenheit) definiert sein.

Auch bei der Oberarztvergütung hat sich in den vergangenen Jahren viel verändert, variable Vergütungsformen nehmen durchaus in ihrer Bedeutung zu. Und sie sind Verhandlungssache. Zur Unterstützung bei Gehaltsverhandlungen kann eine professionelle Karriereberatung sinnvoll und sehr effektiv sein.

Ihre
Andrea Piro