Ergebnisse des Kienbaum-Vergütungsreports 2018: Oberarztgehälter in deutschen Krankenhäusern
Im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt verdienen viele Oberärztinnen und Oberärzte In deutschen Krankenhäusern ausgesprochen gut. Dabei haben Größe und Standort des Krankenhauses, Fachrichtung und Spezialisierung großen Einfluss auf die Oberarztvergütung [Dezember 2018]
Die Oberarztgehälter sind in 2018 im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 2,8% gestiegen, die der Ärzte insgesamt um 3,2%. Das durchschnittliche Jahreseinkommen von Oberärztinnen und Oberärzten beläuft sich auf 133 Tsd. €, die Spannbreiten der Oberarztvergütung sind allerdings erheblich.
Dies sind Ergebnisse des Kienbaum-Vergütungsreports 2018 „Ärzte, Führungskräfte und Spezialisten in Krankenhäusern 2018“. In die Studie sind Daten von 135 Krankenhäusern mit Vergütungsinformationen zu 624 nicht-ärztlichen Funktionen sowie 2.306 Ärztinnen und Ärzte eingeflossen.
Die Oberarztvergütung im Vergleich
Im Durchschnitt verdienen Chefärzte mit einem Jahreseinkommen von 292 Tsd. € mehr als das Doppelte ihrer Oberärztinnen und Oberärzte. Fachärzte sind von diesen Werten noch weit entfernt. Sie erzielen im Schnitt ein Jahresgehalt von 93 Tsd. €, Ärzte in Weiterbildung von 76 Tsd. €.
Einflussfaktoren der Arztgehälter von Oberärztinnen und Oberärzten
Die Spannbreite der Jahresgesamtvergütung von Oberärztinnen und Oberärzten reicht von 80 Tsd. € bis über 250 Tsd. € p.a. Für die Höhe der Oberarztvergütung sind verschiedene Einflussfaktoren maßgeblich, genauer Größe und Standort des Krankenhauses, die Positionszugehörigkeit, Fachrichtung und Reputation der Oberärztin bzw. des Oberarztes.
Größe und Standort des Krankenhauses
Ein Oberarzt in einem Krankenhaus mit bis zu 250 Beschäftigten erzielt im Durchschnitt ein Jahresgehalt von 126 Tsd. €, sein Kollege in einem Krankenhaus mit mehr als 2.000 Beschäftigten dagegen 140 Tsd. €.
Große Einkommensunterschiede bestehen nach wie vor zwischen den alten und neuen Bundesländern. Oberärztinnen und Oberärzte in den neuen Bundesländern realisieren im Schnitt 13% weniger als ihre Kollegen in den alten Bundesländern. In den letzten Jahren ist aber durchaus eine Annäherung der Einkommen erkennbar.
Positionszugehörigkeit des Oberarztes
Ärzte und Ärztinnen, die bis zu drei Jahren eine Oberarztposition inne haben, erzielen eine Jahresgesamtvergütung von durchschnittlich 128 Tsd. €. Ärzte, die seit über 20 Jahren als Oberarzt tätig sind, erreichen dagegen im Schnitt 158 Tsd. €. Das liegt vor allem am Erfahrungszuwachs, der sich bei Oberärztinnen und Oberärzten in der Gehaltsentwicklung niederschlägt – dies im Unterschied zur Vergütung von Chefärzten.
Ranking der Oberarztgehälter nach Fachrichtung
Fachrichtung und Reputation des Oberarztes haben durchaus einen nennenswerten Einfluss auf das erzielbare Jahresgehalt.
Die folgende Tabelle zeigt das Ranking der Oberarztgehälter der Fachrichtungen Innere Medizin, Radiologie, Chirurgie, Anästhesie und Intensivmedizin, Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Pädiatrie. Neben dem Durchschnitt sind auch die Lagemaße „Unteres Quartil“, „Median“ und „Oberes Quartil“ angegeben
Quelle: Kienbaum Vergütungsreport „Ärzte, Führungskräfte und Spezialisten 2018“
Die höchsten Jahreseinkommen können Oberärztinnen und Oberärzte in der Inneren Medizin, Chirurgie und Gynäkologie erzielen. Dabei ist die Spanne bei den Chirurgen mit einem Jahresgehalt von 117 Tsd. € (unteres Quartil) bis 169 Tsd. € (oberes Quartil) am größten.
Das „untere Quartil“ mit einem Arztgehalt 117 Tsd. € bedeutet, dass 25% der Oberärzte in der Chirurgie Medizin mit ihren Jahresgehältern noch unter 117 Tsd. € (unteres Quartil) liegen, aber ebenfalls 25% haben mehr als 169 Tsd. € (oberes Quartil) in 2018 erzielt. Der Median gibt an, dass jeweils 50% der Oberärzte der Chirurgie Medizin mehr bzw. weniger als 133 Tsd. € verdient haben. Der Durchschnittswert von 144 Tsd. € liegt deshalb über dem Median, weil er von einigen sehr hohen Einkommen des oberen Quartils, die deutlich über 169 Tsd. € liegen, nach oben gezogen wird.
Lesen Sie hierzu auch: Kienbaum-Vergütungsreport 2017: So haben sich die Einkommen der Krankenhausärzte in der Radiologie entwickelt
Einkommen der Oberärztinnen und Oberärzte aus Nebentätigkeiten
Etwa 25% der Oberärztinnen und Oberärzte verfügen über eine Nebentätigkeitsgenehmigung des Krankenhauses, aber nur 82% davon beziehen daraus auch Einkünfte. Im Durchschnitt erzielen Oberärztinnen und Oberärzte daraus jährlich 7 Tsd. €.
Einkünfte aus Ruf- und Bereitschaftsdiensten
Etwa 76% der Oberärztinnen und Oberärzte leisten monatliche Rufdienste und etwa 26% monatliche Bereitschaftsdienste. Die durchschnittliche Dauer der Rufbereitschaft beträgt im Monat 108 Stunden. Die Einsatzzeiten betragen im Schnitt 22 Stunden im Monat.
Die Bereitschaftsdienste der Oberärztinnen und Oberärzte belaufen sich im Monat auf durchschnittlich 33 Stunden, in denen Einsatzzeiten von 14 Stunden anfallen.
Die Vergütung der Rufbereitschaft beträgt im Schnitt 17 Tsd. € p.a., für ihre Bereitschaftsdienste erhalten die Oberärztinnen und Oberärzte durchschnittlich 7 Tsd. € jährlich.
Variable Vergütung von Oberärztinnen und Oberärzten – ist Verhandlungssache
Bei den Einkommen der Chefärzte macht die variable Vergütung einen Anteil von 38% an der Jahresgesamtvergütung aus. Im Unterschied dazu macht sie beim Jahreseinkommen der Oberärztinnen und Oberärzte nur einen Anteil von 9% aus.
Quelle: Kienbaum Vergütungsreport „Ärzte, Führungskräfte und Spezialisten 2018“
Etwa 78% der Oberärztinnen und Oberärzte erhalten eine variable Vergütung. Bei den Gestaltungsformen überwiegt die Beteiligung an den Privatliquidationen der Chefärzte, gefolgt von der Bonusvereinbarung.
Im Unterschied zu der Beteiligung an den Privatliquidationen des Chefarztes, die im Wesentlichen auf der Abrechnung wahlärztlicher Leistungen basieren, ist die variable Vergütung bei der Bonusvereinbarung vom Erreichen vereinbarter Ziele abhängig. Diese Ziele können quantitativ (z.B. Fallzahlen, Belegung, Betriebsergebnis etc.) oder qualitativ (z.B. Qualität, Mitarbeiter- und Patientenzufriedenheit) definiert sein,
Auch bei der Oberarztvergütung hat sich in den vergangenen Jahren viel verändert, variable Vergütungsformen nehmen durchaus in ihrer Bedeutung zu. Und sie sind Verhandlungssache. Zur Unterstützung bei Gehaltsverhandlungen kann eine professionelle Karriereberatung sinnvoll und sehr effektiv sein.
Ihre
Andrea Piro