Ergebnisse des Kienbaum-Vergütungsreports 2017: Chefarztgehälter in deutschen Krankenhäusern
In deutschen Krankenhäusern sind Chefärzte die Spitzenverdiener, dabei haben Größe und Standort des Krankenhauses großen Einfluss auf das Gehalt, ebenso Vertragsalter sowie Fachrichtung und Reputation des Chefarztes [Dezember 2017]
Die Grundgehälter von Chefärzten sind in 2017 im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 3,1% gestiegen, die der Ärzte insgesamt um 3,2%. Chefärzte gehören nach wie vor zu den Spitzenverdienern in Krankenhäusern. Ihr durchschnittliches Jahreseinkommen beträgt mit 288 Tsd. € etwa das anderthalbfache des Jahresgehalts von Krankenhaus-Geschäftsführern, die im Schnitt 199 Tsd. € verdienen. Ihren Oberärzten zahlen Krankenhäuser im Schnitt 130 Tsd. € im Jahr.
Dies sind Ergebnisse des Kienbaum-Vergütungsreports 2017 „Ärzte, Führungskräfte und Spezialisten in Krankenhäusern 2017“. In die Studie sind Daten von 143 Krankenhäusern mit Vergütungsinformationen zu 651 nicht-ärztlichen Funktionen sowie 2.328 Ärztinnen und Ärzte eingeflossen.
Einflussfaktoren der Arztgehälter von Chefärzten
Größe und Standort des Krankenhauses
Ein Chefarzt in einem Krankenhaus mit bis zu 250 Beschäftigten erzielt im Durchschnitt ein Jahresgehalt von 224 Tsd. €, sein Kollege in einem Krankenhaus mit mehr als 2.000 Beschäftigten dagegen 376 Tsd. €.
Große Einkommensunterschiede bestehen nach wie vor zwischen den alten und neuen Bundesländern. Chefärzte in den neuen Bundesländern realisieren im Schnitt 24% weniger als ihre Kollegen in den alten Bundesländern. Die Einkommensunterschiede sind zum Teil darin begründet, dass Chefärzten in den neuen Bundeländern seltener ein Liquidationsrecht gewährt wird und die Einnahmen aus Privatliquidation geringer ausfallen. In den letzten Jahren ist aber durchaus eine Annäherung der Einkommen erkennbar.
Positionszugehörigkeit des Chefarztes
Ärzte und Ärztinnen, die bis zu drei Jahren eine Chefarztposition inne haben, erzielen eine Jahresgesamtvergütung von durchschnittlich 253 Tsd. €. Ärzte, die seit über 20 Jahren als Chefarzt tätig sind, erreichen dagegen im Schnitt 422 Tsd. €. Das liegt vor allem am Liquidationsrecht, das in älteren Chefarztverträgen deutlich stärker verbreitet und mit wesentlichen Einkommenspotentialen verbunden ist. Der Erfahrungszuwachs durch die Chefarzttätigkeit hat hierbei nur eine untergeordnete Bedeutung.
Ranking der Chefarztgehälter nach Fachrichtung
Fachrichtung und Reputation des Chefarztes haben einen erheblichen Einfluss auf das erzielbare Jahresgehalt.
Die folgende Tabelle zeigt das Ranking der Chefarztgehälter der Fachrichtungen Innere Medizin, Radiologie, Chirurgie, Anästhesie und Intensivmedizin, Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Pädiatrie. Neben dem Durchschnitt sind auch die Lagemaße „Unteres Quartil“, „Median“ und „Oberes Quartil“ angegeben
Quelle: Kienbaum Vergütungsreport „Ärzte, Führungskräfte und Spezialisten 2017“
Die höchsten Jahreseinkommen können Chefärzte in der Inneren Medizin, Radiologie und Chirurgie erzielen. Dabei ist die Spanne bei den Internisten mit einem Jahresgehalt von 183 Tsd. € (unteres Quartil) bis 431 Tsd. € (oberes Quartil) am größten.
Das „untere Quartil“ mit einem Arztgehalt 183 Tsd. € bedeutet, dass 25% der Chefärzte in der Inneren Medizin mit ihren Jahresgehältern noch unter 183 Tsd. € (unteres Quartil) liegen, aber ebenfalls 25% haben mehr als 431 Tsd. € (oberes Quartil) in 2017 erzielt. Der Median gibt an, dass jeweils 50% der Chefärzte der Inneren Medizin mehr bzw. weniger als 250 Tsd. € verdient haben. Der Durchschnittswert von 356 Tsd. € liegt deshalb so weit über dem Median, weil er von einigen sehr hohen Einkommen des oberen Quartils, die noch deutlich über 431 Tsd. € liegen, nach oben gezogen wird.
Lesen Sie hierzu auch: Kienbaum-Vergütungsreport 2019: Chefarztgehälter in den Krankenhäusern Deutschlands
Einkommen der Chefärzte aus Nebentätigkeiten
Neben der variablen Vergütung haben Chefärzte die Möglichkeit, ihre Jahreseinkommen durch Nebentätigkeiten zu erhöhen. Voraussetzung dafür ist eine Nebentätigkeitsgenehmigung des Krankenhauses, die die überwiegende Mehrzahl der Chefärzte besitzt. Zu den Nebentätigkeiten gehören etwa die ambulante Behandlung und Beratung sowie nicht stationäre Gutachten. Die Spannbreite der Einkommen aus Nebentätigkeiten ist enorm. Hier sind Werte von wenigen Tausend Euro beispielsweise in der Geriatrie bis hin zu Beträgen von im Schnitt über 180 Tsd. p. a. € in der Radiologie erhoben worden.
Variable Vergütung der Chefärzte – ist vor allem Verhandlungssache
So wie in der Privatwirtschaft wird Führungskräften in Krankenhäusern und Kliniken zunehmend eine variable Vergütung gezahlt. Unter Chefärzten ist eine variable Vergütung - aus Privatliquidationen, der Beteiligungsvergütung oder einer Bonusvereinbarung - üblich.
Quelle: Kienbaum Vergütungsreport „Ärzte, Führungskräfte und Spezialisten 2017“
Der variable Anteil an der Jahresgesamtvergütung der Chefärzte beträgt im Schnitt 38% und kommt auf eine durchschnittliche Höhe von 137 Tsd. €.
Eine Beteiligungsvergütung sehen etwa 15% der Chefarztverträge vor. Der Chefarzt erhält dabei einen vertraglich fixierten Anteil an den Erlösen des Krankenhauses, z.B. aus der gesonderten Berechnung wahlärztlicher Leistungen. Die Beteiligungsvergütung erreicht im Schnitt 109 Tsd. €; sie liegt damit über dem Durchschnittswert der Bonusvereinbarung von 76 Tsd. €, erreicht aber nur 61% der Durchschnittseinkünfte aus Privatliquidationen.
Im Unterschied zu den Einkünften aus der Ausübung des Liquidationsrechts oder der Beteiligungsvergütung, die im Wesentlichen auf der Abrechnung wahlärztlicher Leistungen basieren, ist die variable Vergütung bei der Bonusvereinbarung vom Erreichen vereinbarter Ziele abhängig. Diese Ziele können quantitativ (z.B. Fallzahlen, Belegung, Betriebsergebnis etc.) oder qualitativ (z.B. Qualität, Mitarbeiter- und Patientenzufriedenheit) definiert sein,
Die Ausgestaltung der variablen Vergütung hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Während vor 15 Jahren noch die überwiegende Mehrheit der Chefärzte (und zwar 92%) ein Liquidationsrecht hatte, liegt dieser Anteil bei Chefarztverträgen, die nicht älter als drei Jahre sind, mittlerweile bei nur noch 29%. Dem entgegen hat sich die Verbreitung der Bonusvereinbarung (Zielvereinbarung) seit 1995 von unter 5% auf fast die Hälfte bei Neuverträgen erhöht.
Quelle: Kienbaum Vergütungsreport „Ärzte, Führungskräfte und Spezialisten 2017“
Die absolute Höhe der variablen Vergütung ist im Zuge dieser Entwicklung abnehmend, was ein Vergleich nach Vertragsalter zeigt. Im Durchschnitt erzielen Chefärzte mit alten Verträgen ca. 250 Tsd. € mehr aus ihrer variablen Vergütung als ihre Kollegen mit neuen Verträgen.
Bei der Ausgestaltung der variablen Vergütung hat sich in den vergangenen Jahren viel verändert. Während der Anteil der Privatliquidationen an der variablen Vergütung rückläufig ist, nehmen andere Formen der variablen Vergütung wie Bonusvereinbarungen immer mehr an Bedeutung zu. Und sie sind Verhandlungssache. Zur Unterstützung bei Gehaltsverhandlungen kann eine professionelle Karriereberatung sinnvoll und sehr effektiv sein.
Ihre
Andrea Piro