Deutscher Ärztinnenbund e.V.: Ärztinnen treten bei Führungspositionen in der deutschen Universitätsmedizin weiterhin auf der Stelle
In Führungspositionen der Universitätsmedizin stagniert der Frauenanteil [Mai 2022]
Der Frauenanteil in Führungspositionen (Lehrstühle, Klinikdirektionen, Institutsleitungen, unabhängige Abteilungsleitungen) der deutschen Universitätsmedizin hat sich in den vergangenen drei Jahren nicht verändert und liegt bei 13%. Dies sind Ergebnisse der Erhebung „Medical Women on Top“ des Deutschen Ärztinnenbundes e.V. (DÄB) von Anfang 2022.
Methodik der Erhebung „Medical Women on Top“ des DÄB von Dezember 2021 bis Februar 2022
Die Erhebung wurde nach 2016 und 2019 zum dritten Mal durchgeführt. Evaluiert wurden alle staatlichen 38 medizinischen Fakultäten im Zeitraum von Dezember 2021 bis Februar 2022. Zunächst wurden die Websites der einzelnen Fächer ausgewertet, auf Plausibiltät geprüft und die Zahl der Klinikdirektorinnen und Klinikdirektoren mit den Dekananten abgestimmt. Weitere leitende Führungskräfte sowie Oberärztinnen und Oberärzte wurden den Websites der Kliniken entnommen. Insgesamt wurden 9.876 Personen erfasst. Kleinere Verschiebungen innerhalb des Evaluationszeitraums (Neuberufungen, Entlassungen etc.) konnten nicht berücksichtigt werden.
Erste Ergebnisse der Erhebung „Medical Women on Top“ des DÄB von Dezember 2021 bis Februar 2022
Die Abbildung zeigt die Entwicklung der Durchschnittswerte des Frauenanteils in Führungspositionen der deutschen Universitätsmedizin in den Vorgängerstudien. Der Frauenanteil in Führungspositionen hat sich in den vergangenen drei Jahren nicht verändert und stagniert bei 13%. Die Parität von Ärztinnen und Ärzten in Führungspositionen scheint gegenwärtig nicht erreichbar.
Abb. 2 zeigt die absolute Zahl von Ärztinnen in Führungspositionen in 14 evaluierten klinischen Fächern der universitären Medizin, dazu ihren prozentualen Anteil in Klammern. Die geringste Repräsentanz findet sich (unverändert) in der Urologie, Neurochirurgie und Augenheilkunde (je zwei Ärztinnen), die stärkste in der Inneren Medizin (23 Ärztinnen), gefolgt von der Kinderheilkunde (20 Ärztinnen).
Ärztinnen in Führungspositionen in klinischen Fächern an 38 deutschen Universitätsklinika
Abb. 1 zeigt den prozentualen Anteil von Frauen in Führungspositionen der für die Erhebung ausgewählten 14 Fächer der Universitätsmedizin. An der Spitze sind weiterhin Dresden, Berlin und Freiburg, dazu gekommen sind Oldenburg und Hamburg. Deutlich abgefallen im Vergleich zur Vorgängerstudie ist z.B. Frankfurt mit 9% (21% in 2019), zugelegt haben dem entgegen Greifswald, Rostock, Jena, Halle und Düsseldorf.
Deutlich erhöht hat sich der prozentuale Anteil an Oberärztinnen, und zwar auf 37%. Dieser Anstieg betraf fast alle untersuchten Fächer und war besonders deutlich in der Urologie, Chirurgie und Neurologie.
Die Vizepräsidentin des DÄB und Leiterin der Studie „Medical Women on Top“, Frau Professor Dr. med. Gabriele Kaczmarczyk zeigt sich enttäuscht über die Untersuchungsergebnissem die sie wie folgt beurteilt: „Weiterhin entscheiden durchschnittlich zu 87% Männer, was in der Medizin gelehrt und erforscht wird und wie wir in Deutschland unsere Patientinnen und Patienten behandeln". Leider bleiben auch weiterhin die Gründe der geringen Repräsentanz von Ärztinnen in Führungspositionen wichtiger klinischer Fächer unklar, obwohl qualifizierter Nachwuchs (37% Oberärztinnen) vorhanden ist.
Ihre
Andrea Piro