Deutscher Ärztinnenbund e.V.: Ärztinnen treten bei Führungspositionen in der deutschen Universitätsmedizin auf der Stelle
Bei unverändertem Tempo wird Parität von Ärztinnen und Ärzten in der deutschen Universitätsmedizin erst Mitte dieses Jahrhunderts erreicht sein [Mai 2019]
Der Frauenanteil in Führungspositionen (Lehrstühle, Klinikdirektionen, Institutsleitungen, unabhängige Abteilungsleitungen) in der deutschen Universitätsmedizin hat sich in den vergangenen drei Jahren nur leicht erhöht und liegt derzeit bei 13%. Dies sind Ergebnisse der Erhebung „Medical Women on Top“ des Deutschen Ärztinnenbundes e.V. (DÄB) von Anfang 2019.
Methodik der Erhebung „Medical Women on Top“ des DÄB von Anfang 2019
Die Erhebung schließt sich an die Anfang 2016 durchgeführte Erhebung an. Evaluiert wurden 15 klinische Fächer (13 Kliniken und 2 Institute) an allen 35 deutschen Universitätsklinika. Um Vergleichbarkeit herzustellen, wurden nur die Fächer berücksichtigt, die an allen 35 Universitätsklinika vertreten sind. Zudem wurden nur die Fächer berücksichtigt, die stark in die Krankenversorgung bzw. klinische Diagnostik eingebunden sind.
Daher fehlen die vorklinischen Fächer, die Allgemeinmedizin und jetzt auch die Zahnheilkunde.
Die Dekanate wurden gebeten, die Zahlen von Frauen und Männern in Führungspositionen (genauer: C4- bzw. W3 Stellen mit Leitungsfunktionen) anzugeben. Unklarheiten wurde in Telefonaten nachgegangen und aufgeklärt.
Erste Ergebnisse der Erhebung „Medical Women on Top“ des DÄB von Anfang 2019
Quelle: Erhebung „Medical Women on Top“ des DÄB von Anfang 2019
Abb. 1 zeigt die Durchschnittswerte des Frauenanteils in Führungspositionen der deutschen Universitätsmedizin in den evaluierten klinischen Fächern. Der Frauenanteil in Führungspositionen hat sich in den vergangenen drei Jahren nur leicht von 10% auf 13% erhöht. Würde es bei diesem Tempo bleiben, wäre erst im Jahr 2051 Parität von Ärztinnen und Ärzten in Führungspositionen erreichbar.
Quelle: Erhebung „Medical Women on Top“ des DÄB von Anfang 2019
Abb. 2 zeigt die absolute Zahl von Ärztinnen in Führungspositionen in den 15 evaluierten Fächern der universitären Medizin, dazu ihren prozentualen Anteil in Klammern. Die geringste Repräsentanz findet sich unverändert in der Urologie (eine Ärztin), die stärkste in der Seelischen Gesundheit (25 Ärztinnen).
Ärztinnen in Führungspositionen in klinischen Fächern an 35 deutschen Universitätsklinika
Quelle: Erhebung „Medical Women on Top“ des DÄB von Anfang 2019
Abb. 3 zeigt den prozentualen Anteil von Frauen in Führungspositionen der für die Erhebung ausgewählten 15 Fächer der Universitätsmedizin. Der prozentuale Anteil liegt zwischen 23% (Berlin und Dresden) und 4% (Mainz). An 3 Universitätsklinika (Homburg, Magdeburg und Würzburg) ist kein Lehrstuhl mit einer Frau besetzt. Der deutschlandweite Durchschnitt liegt wie gesagt bei 13%.
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Die Vizepräsidentin des DÄB und Leiterin der Studie „Medical Women on Top“, Frau Professor Dr. med. Gabriele Kaczmarczyk, hat die Untersuchungsergebnisse wie folgt beurteilt: „Aktuell wird durch die Besetzung von 87% der Führungspositionen durch Männer die klinische universitäre Medizin von Männern geprägt. In diesen Führungspositionen werden therapeutische Konzepte, medizinische Meinungsbildungen, Strategien in der studentischen Lehre, Personalpolitik, Außendarstellung usw. gestaltet. Hier bestehen auch die besten Möglichkeiten zur Verbesserung der klinischen Medizin und zur Ermutigung zu relevanter klinischer Forschung“.
Leider bleiben weiterhin die Gründe der geringen Repräsentanz von Ärztinnen in Führungspositionen wichtiger klinischer Fächer unklar.
Ihre
Andrea Piro