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  • Kolumne des Monats

(K)Ein Patentrezept für die Karriereplanung

Worauf kommt es bei der Karriereplanung von Ärztinnen und Ärzten an? [Juni 2012]

Es gibt Menschen, die sagen, eine Karriere ist genauso wenig planbar, wie der Rest des Lebens. Und es gibt Menschen, die sagen,  in der Rückschau auf ihr berufliches Wirken, so wie sich ihre Karriere entwickelt hat, haben sie sie nicht geplant, aber sie hätten stets alles dafür gegeben, um zu wachsen. Doch worauf genau, kommt es bei der Planung der Karriere von Ärztinnen und Ärzten an?

Auf Talentsuche zum richtigen Erfolgsrezept
Sich seine Talente und Begabungen bewusst zu machen und sein Tätigkeitsfeld danach auszuwählen, wo man diese am besten kombinieren und zum Einsatz bringen kann, ist das richtige Erfolgsrezept, um Lebensglück und eine große Arbeitszufriedenheit zu schöpfen, die Empathie für Patienten und Mitarbeiter trägt, Stresssituationen meistern hilft und die Selbstmotivation erhält.

Das zeigt auch das Beispiel von Dr. med. Roswita D., die bis Mitte der 1990er Jahre Humanmedizin in Heidelberg studiert hat. Um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, hat sie während der ganzen Studienzeit gearbeitet, bei einem Pflegedienst, als Nachtwache auf diversen Stationen einer Chirurgischen Klinik und immer mal wieder bei einer privaten Krankenversicherung. Ihre klinische Laufbahn hat sie an einer großen, in ihrem Fach sehr renommierten Klinik begonnen, an der sie zweieinhalb Jahre als Assistenzärztin tätig war. Dann folgen mehrjährige Stationen ihrer Fachweiterbildung in einer niedergelassenen Praxis und abschließend wieder in einer Klinik.  Ihr weiterer Berufsweg  führt sie ins europäische Ausland, wo sie in kollegialer Leitung gemeinsam mit einem Kollegen eine Fachklinik neu aufbaut. Dr. med. Roswita D. hat acht Jahre an dieser Klinik gearbeitet. Seit letztem Jahr ist sie wieder in Deutschland tätig, und zwar als  Chefärztin einer bekannten Klinik. „Ich fühle mich als Ärztin berufen, habe Organisationstalent, ich bin sehr kommunikativ, kann Menschen für meine Ideen gewinnen und bin sehr gerne Netzwerkerin. Diese Talente konnte ich in den letzten Jahren und jetzt wieder hervorragend kombinieren. Das macht auch meine Zufriedenheit als Ärztin und Klinikmanagerin aus. Und wenn ich mal wieder mit den begrenzten finanziellen Ressourcen hadere oder viel Kraft und Energie in Konfliktsituationen aufbrauche, dann verschaffe ich mir professionelle Unterstützung in einem individuellen Coaching“, beschreibt die Medizinerin ihr persönliches Erfolgsgeheimnis. Gerade solche Coachings können dabei helfen, die eigenen Talente, die bei der Karriereplanung eingesetzt werden können, gezielt zu identifizieren und zu fördern.    
 
Das Angebot entscheidet bei der Auswahl des Arbeitgebers
Ärztinnen und Ärzte haben heute deutlich mehr berufliche Wahlfreiheit als alle Ärztegenerationen vor ihnen. Die Arbeitsmarktsituation sowie der drohende Fachkräftemangel  in Pflege und Medizin  haben in vielen Kliniken zu einer neuen, mitarbeiterorientierten Unternehmenskultur geführt.

Dazu gehören strukturierte Weiterbildungsprogramme, unterstützende Mentorensysteme und regelmäßige Feedback-Gespräche. Viele Krankenhäuser finanzieren ihren angehenden Fachärzten zudem die Teilnahme an Kongressen und das Absolvieren von Zusatzkursen.

Gerade für Medizinerinnen spielen familienfreundliche Angebote eine große Rolle. Immer mehr Krankenhäuser setzen daher auf flexible Arbeitszeiten,  betriebseigene Kindertagesstätten, Tagesmuttervermittlungen, klinikeigene Feriencamps zur Betreuung der Grundschüler während der 13 Ferienwochen im Jahr und  lebensabschnittsadaptierte Arbeitszeiten wie Elternzeit und unbezahlten Urlaub. Auch Frauenförderprogramme, ein Betriebliches Gesundheitsmanagement, das dem demographischen Wandel und der Zunahme von psychischen Erkrankungen in der Arbeitswelt Rechnung trägt, und eine neuer, empathischer Führungsstil, der auch dem Fremdeln zwischen den Generationen entgegenwirkt, sind interessante Angebote, die Bewerber  nicht außer Acht lassen sollten.

Viele Krankenhäuser haben zudem in den letzten Jahren effiziente Krankenhausinformationssysteme und die elektronische Patientenakte eingeführt, um die umständliche Doppel- und Mehrfachdokumentation in Pflege und Medizin zu vermeiden. Auch eine stärkere Delegation von Aufgaben trägt dazu bei, Ärztinnen und Ärzte zu entlasten. Das betrifft nicht nur bürokratische Abläufe, sondern ebenso Tätigkeiten, die zum Beispiel von Vertretern der Pflege- oder der medizintechnischen Assistenzberufe oder neuer Berufsgruppen übernommen werden können. Diese Entwicklung garantiert, dass sich junge Ärztinnen und Ärzte auf ihre Kerntätigkeiten, nämlich die Behandlung von Patienten und ihre Weiterbildung konzentrieren können. 

Viele Krankenhäuser begreifen die genannten Maßnahmen als entscheidende Imagefaktoren im Wettbewerb um die besten Ärztinnen und Ärzte. Für diese ist es entscheidend zu wissen, ob diese Maßnahmen auch Realität sind und eben nicht nur Teil einer Imagekampage. Um das herauszufinden, nutzen aktuellen Umfragen zufolge,  mehr als 70 Prozent aller Akademiker das Internet, insbesondere Plattformen wie Facebook oder Bewertungsportale, um sich gezielt nach Erfahrungsberichten und Informationen zur Unternehmenskultur sowie dem Arbeitsklima zu erkunden. Heutige Ärztegenerationen haben also nicht nur mehr Wahlfreiheit, sondern auch deutlich mehr Informationsfreiheit als alle Generationen vor ihnen. Diese sollten sie daher auch durchdacht nutzen. Zudem kann auch eine professionelle Karriereberatung bei der Auswahl des richtigen Arbeitgebers sehr effizient und hilfreich sein.

Sinnvolle Zusatzqualifikationen
Die Medizin orientiert sich immer mehr an ökonomischen Gesichtspunkten. Deshalb ist es für Ärztinnen und Ärzte sinnvoll, Fortbildungsveranstaltungen zu den Themen  Gesundheitsökonomie und Health Care Management zu bekommen. Dabei geht es nicht nur um  ein besseres Kostenverständnis, sondern auch um Themen wie Strategieentwicklung und Reorganisation, Projekt- und Prozessmanagement, Terminmanagement, Kommunikationstrainings, Rhetorik-Kurse und Führungskompetenzen. Also um Kompetenzen, die ganz konkret die tägliche Arbeit und die Zusammenarbeit mit anderen erleichtern können.  Hier könnten Krankenhäuser geeignete Fortbildungsveranstaltungen Inhouse oder unter dem Dach der jeweiligen Landeskrankenhausgesellschaft gemeinsam anbieten.   

Karrierefaktor Unternehmenskultur
Kliniken können Karriereperspektiven durch eine langfristig vorausschauende Personalentwicklung garantieren, die auf Basis einer   mitarbeiterorientierten Unternehmenskultur für eine umfassende Qualifizierung sorgt, gute Rahmenbedingungen durch Prozessoptimierung, ein familienfreundliches Krankenhaus, Konzepte für Lebensarbeitszyklus und Gesundheitsmanagement  schafft und die Mitarbeiter emotional bindet. Dies geschieht durch ihre  Wertschätzung, eine gute interne Kommunikation, moderne Führungskonzepte und Teamentwicklung. Damit wird eine Unternehmenskultur geschaffen, die eine tragfähige Basis für langfristige Karrierepfade ist.  

Ihre
Andrea Piro

Die ungekürzte Fassung ist  in der Zeitschrift arzt & karriere – Das Karrieremagazin für Ärzte, Heft 2/2012 erschienen.