
Neue Fachkräfteprognose Gesundheitswirtschaft
Zahl der nicht besetzten Stellen in der Gesundheitswirtschaft nimmt bis 2030 dramatisch zu [April 2015]
Die Zahl der nicht besetzten Fachkraftstellen in der Gesundheitswirtschaft könnte schon bis 2030 dramatisch zunehmen. Dies geht aus einer aktuellen Veröffentlichung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) zur Gesundheitswirtschaft hervor. Ab 2020 sind demnach 10% aller Facharztstellen unbesetzt, 2030 bereits mehr als jede dritte Stelle. Den Fachkräftemangel an Gesundheits- und Krankenpflegern schätzt das BMWi für 2020 auf fast ein Viertel aller Stellen, 10 Jahre später sogar auf 35%.
Die folgende Übersicht zeigt die Entwicklung des relativen Fachkräftemangels bis 2030 für die Berufsgruppen der Medizinisch-technischen Assistenten, Gesundheits- und Krankenpfleger, der Gesundheits- und Krankenpflegehelfer, der Fachärzte und Hausärzte.
Hintergrund ist die prognostizierte Entwicklung der Zahl der Erwerbsfähigen, die nach Einschätzung des BMWi von derzeit rund 53 Millionen Deutschen im Alter von 15 bis 65 Jahren auf etwa 47 Millionen im Jahre 2030 sinken wird. Das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFOR hat diese Werte zusammen mit der Beratungsgesellschaft BASYS berechnet. Die Forscher kommen für 2060 sogar auf nur noch 38,7 Millionen erwerbsfähige Menschen hierzulande.
Zahl der Ärzte an Kliniken in 2014 gestiegen
Fast zeitgleich hat die Bundesärztekammer (BÄK) die Ärztestatistik 2014 veröffentlicht. Demnach ist die Zahl der Ärzte an Krankenhäusern im vergangenen Jahr mit 2,9% überdurchschnittlich gestiegen, insgesamt hat sich die Zahl der Ärzte in Deutschland um 2,2% erhöht. Damit waren zum Jahresende 2014 365.247 ärztlich tätige Mediziner bei den Landesärztekammern registriert, davon 186.329 Ärzte im stationären Sektor. Am deutlichsten nahm die Zahl der Klinikärzte in Berlin (+5,7%), Mecklenburg-Vorpommern (+5,3%) und Bremen (+4,1%) zu.
Nach Einschätzung des Präsidenten der BÄK, Frank Ulrich Montgomery, reicht der Zuwachs aller Ärzte „bei Weitem nicht aus, um die Lücken in der medizinischen Versorgung zu schließen, die sich aus einer Reihe von gesellschaftlichen Entwicklungen ergeben“. Er verwies u.a. auf die veränderten Anforderungen der nachwachsenden Ärztegeneration, die großen Wert auf ein ausgewogenes Verhältnis von Beruf, Familie und Freizeit, auf feste Arbeitszeiten und flexible Arbeitszeitmodelle lege.
Die Gesellschaft altert, und mit ihr altert die Ärzteschaft
Zugleich steigt das durchschnittlicher Alter berufstätiger Ärztinnen und Ärzte seit Jahren an. So betrug das Durchschnittsalter der Krankenhausärzte in 1993 38,05 Jahre und ist in zwei Jahrzehnten auf 41,32 Jahren im vergangenen Jahr gestiegen; der Anteil der Über-59-Jährigen stieg auf 6,3%, während der Anteil der Unter-35-Jährigen mit 33,1% im Vorjahresvergleich in etwa gleichgeblieben ist. Im ambulanten Bereich stieg das Durchschnittsalter von 46,56 Jahren in 1993 auf 53,09 Jahren in 2014.
Umfragen zufolge planen 23% der niedergelassenen Ärzte bis zum Jahr 2020 ihre Praxis aufzugeben.
Zahl der angestellten Ärzte im ambulanten Bereich in 2014 weiter angestiegen
Die Zahl der angestellten Ärztinnen und Ärzte hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten fast verfünffacht. Während 1993 im ambulanten Bereich 5.397 Ärztinnen und Ärzte angestellt waren, steig ihre Zahl in 2013 auf 22.304 und in 2014 auf 26.307 angestellte Ärztinnen und Ärzte. Damit einher ging auf ein deutlicher Anstieg der Ärztinnen und Ärzte, die in Teilzeit tätig sind. Dem Statistischen Bundesamt zufolge haben sie sich zwischen 2001 und 2011 von 31.000 auf 54.000 erhöht.
Der leicht positive Migrationssaldo leistet einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung
Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte, die Deutschland den Rücken zukehren, ist von 3.035 auf 2.364 in 2014 gesunken. Damit liegt die Zahl der Auswanderer wieder auf dem Niveau von 2012. Die beliebtesten Auswanderungsländer sind wie in den Vorjahren die Schweiz (754), Österreich (285) und die USA (131).
Weiter zugenommen hat zugleich die Anzahl der in Deutschland arbeitenden Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland. Sie stieg von 31.236 im Jahr 2013 auf 34.706 im vergangenen Jahr. Die meisten Ärztinnen und Ärzte kamen aus europäischen Staaten nach Deutschland (2.361), insbesondere aus der Europäischen Union (1.692). Die größten Gruppen bilden die Rumänen (3.857 in Deutschland arbeitende Ärztinnen und Ärzte stammen aus diesem Land), die Griechen (3.011), die Österreicher (2.695) und die Polen (1.936). „Gerade in ländlichen Regionen leisten die Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung“, betonte der Präsident der BÄK, Frank Ulrich Montgomery bei der Vorstellung der Ärztestatistik 2014.
Ihre
Andrea Piro