Zur Arbeitsmarktsituation von Ärztinnen und Ärzten - Ärztemangel, Zukunftsperspektiven
Die gute Nachricht ist, Sie werden gebraucht! [Januar 2010]
Das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI) hat vor wenigen Tagen sein Krankenhaus-Barometer 2009 veröffentlicht. 80% der 286 teilnehmenden Krankenhäuser haben angegeben, offene Stellen im Ärztlichen Dienst längerfristig nicht besetzen zu können. Im Vergleich zum Vorjahr, da lag der Anteilswert bereits bei 67%, ist damit nochmals eine deutliche Zunahme zu verzeichnen.
Die Krankenhäuser mit entsprechenden Problemen konnten im Mittel fast vier Stellen (4,8%) nicht besetzen. Im Hinblick auf die Stellenzahl ist nach wie vor ein deutliches Ost-West-Gefälle zu verzeichnen, während die Krankenhäuser in den neuen Bundesländern durchschnittlich 6,2 Stellen nicht besetzen konnten, waren es in den alten Bundesländern im Mittel 3,6 Stellen. Hochgerechnet auf alle Allgemeinkrankenhäuser konnten bundesweit 5.000 Arztstellen nicht besetzt werden. Im Vergleich zu 2008 hat sich die Anzahl somit nochmals um rd. 1.000 offene Stellen (25%) erhöht, im Vergleich zu 2006 sogar nahezu vervierfacht. Der Fachkräftemangel im Ärztlichen Dienst hat sich also mittlerweile zu einem gesamtdeutschen Problem der stationären Versorgung entwickelt.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat auf Basis der von der Bundesärztekammer (BÄK) erhobenen Daten zur Altersstrukturentwicklung der Ärzteschaft die voraussichtlichen "altersbedingten Abgänge" und damit den "Ersatzbedarf" von Krankenhausärzten im Zeitraum 2009 bis 2014 mit 7.673 Krankenhausärzten und im Zeitraum bis 2019 mit 18.940 Krankenhausärzten beziffert. Für den gleichen Zeitraum hat die KBV den Ersatzbedarf an Hausärzten mit 15.388 (bis 2014) bzw. 35.071 Hausärzten (bis 2019) und an Fachärzten mit 18.682 (bis 2014) bzw. 35.071 Fachärzten (bis 2019) ermittelt.
Vor diesem Hintergrund und der in den letzten Jahren rückläufigen Zahl der Absolventen im Studienfach Humanmedizin, die in der kurativen Medizin ihren Beruf ausüben, hat der Verband der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK) vor dem 32. Deutschen Krankenhaustag im November 2009 einen Initiativpakt gegen den Ärztemangel in Deutschland angekündigt. Damit fordert der VLK ein Bündel von Maßnahmen: Erstens müssten die bisher bestehenden Zugangsvoraussetzungen zum Medizinstudium überprüft werden. Zweitens solle das Angebot an Studienplätzen für Humanmediziner vergrößert werden. Alternativ fordert der VLK, neue Studiengänge für paramedizinische Berufe zu schaffen. Viertens müssten Politik, Ärzteschaft und Krankenhausträger an einem Strang ziehen und ausländische Ärzte nach Deutschland locken und die Arbeits- und Rahmenbedingungen für Ärzte im Krankenhaus nachhaltig verbessern. Das Bundesgesundheitsministerium, so ist u.a. in der neuesten Ausgabe von "Die Gesundheitswirtschaft" zu lesen, begrüßt diesen Initiativpakt ausdrücklich.
Die vom VLK vorgeschlagenen Maßnahmen werden erst mittel- bis langfristig dem Ärztemangel entgegen wirken können. Was bleibt in der Zwischenzeit?
Krankenhäuser werden sich für Ärztinnen und Ärzte attraktiv machen müssen. Ärztinnen und Ärzte haben heute deutlich mehr berufliche Wahlfreiheit als alle Ärztegenerationen vor ihnen, das zeigt auch die seit Jahren regelmäßig durchgeführte Analyse der im Deutschen Ärzteblatt veröffentlichten Stellenanzeigen. Aber was wünschen sich Ärztinnen und Ärzte heute?
Beispielhaft sei dazu die Umfrage des Deutschen Ärzteblattes Studieren.de 2009 herangezogen, die im letzten Jahr mit Unterstützung der Bundesvereinigung der Medizinstudierenden Deutschlands (bvmd) zu den Zukunftsperspektiven, gewünschten Fachrichtungen, Lebensplanung und Präferenzen bei der Standortwahl durchgeführt wurde. Demnach will die weit überwiegende Mehrheit der Studierenden kurativ tätig werden und schätzt die Zukunftsperspektiven im Krankenhaus und in der eigenen Praxis wieder positiv ein. Die Hauptwünsche sind: flexible Arbeitszeiten (91%), Kinderbetreuung am Arbeitsplatz (84%), verbesserte Umgangsformen im Krankenhaus (83%), höhere Vergütung (81%), bessere Struktur der Weiterbildung (79%). Zumindest die erstgenannten sind doch kurzfristig erfüllbare Wünsche.
Ihre
Andrea Piro