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  • Kolumne des Monats

Deutscher Ärztinnenbund e.V.: Ärztinnen gelangen in der deutschen Universitätsmedizin selten in Spitzenpositionen

Die Universitätsmedizin wird weiblicher, ihre Führung bleibt jedoch unverändert in männlicher Hand [März 2017]

Der Frauenanteil bei den Studienanfängern im Fach Medizin liegt seit Jahren deutlich über 60%, bei den Absolventen des Medizinstudiums lag der Frauenanteil zuletzt sogar bei 65%. Jedoch kommen nur wenige Frauen in den Spitzenpositionen der deutschen Universitätsmedizin (Lehrstühle, Klinikdirektionen, Institutsleitungen, unabhängige Abteilungsleitungen) an. In der Erhebung „Medical Women on Top“ des Deutschen Ärztinnenbundes e.V. (DÄB) von Anfang 2016 liegt der Frauenanteil in Spitzenpositionen an den 34 deutschen Universitätskliniken lediglich bei 10%. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Fächern.

Methodik der Erhebung „Medical Women on Top“ des DÄB von Anfang 2016

Evaluiert wurden alle 34 deutschen Universitätsklinika zunächst anhand ihrer Internetseiten. Um Vergleichbarkeit herzustellen, wurden nur die Fächer berücksichtigt, die an allen 34 Universitätsklinika vertreten sind. Zudem wurden nur die Fächer berücksichtigt, die stark in die Krankenversorgung bzw. klinische Diagnostik eingebunden sind, vorklinische Fächer wurden nicht erfasst. In einem ersten Schritt wurden die erhobenen Daten zur Prüfung und ggfls. Korrektur an die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten der Universitätsklinika übermittelt. Zudem wurden die Dekanate gebeten, die für die folgenden 16 Fächer erhobenen Zahlen von Ärztinnen in Spitzenpositionen zu bestätigen bzw. zu berichtigen.

Direktorate, Lehrstühle, unabhängige Abteilungsleiterinnen

Quelle: Erhebung „Medical Women on Top“ des DÄB von Anfang 2016

Abb. 1 zeigt die absolute Zahl von Ärztinnen in Spitzenpositionen in 16 Fächern der universitären Medizin, dazu ihren prozentualen Anteil in Klammern. Die geringste Repräsentanz findet sich in der Urologie (eine Ärztin), die stärkste in der Pädiatrie (29 Ärztinnen).

Zahlreiche habilitierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten im klinischen Bereich

Im klinischen Bereich arbeiten zahlreiche habilitierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. In der Erhebung des DÄB werden Leitende Oberärztinnen und –ärzte, Vertretungen von Klinikdirektorinnen und –direktoren, geschäftsführende Oberärztinnen und –ärzte, Sektionsleiterinnen und –leiter zu einer „mittleren“ Führungsebene zusammengefasst. Ferne wurden Oberärztinnen und –ärzte sowie Bereichsleitungen zusammengefasst, Funktionsoberärztinnen und –ärzte blieben unberücksichtigt.

Planmäßige und außerplanmäßige Professuren

Quelle: Erhebung „Medical Women on Top“ des DÄB von Anfang 2016

Die Tabelle gibt einen Überblick über im klinischen Bereich tätige habilitierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den untersuchten Statusgruppen sowie den prozentualen Anteil von Frauen in der jeweiligen Gruppe.

Ärztinnen in Führungspositionen in wichtigen klinischen Fächern an den 34 deutschen Universitätsklinika

Quelle: Erhebung „Medical Women on Top“ des DÄB von Anfang 2016

Abb. 2 zeigt den prozentualen Anteil von Frauen in Führungspositionen der für die Erhebung ausgewählten 16 Fächer der Universitätsmedizin. Der prozentuale Anteil liegt zwischen 23% (Hamburg und Münster) und 3% (Würzburg). An 3 Universitätsklinika (Greifswald, Homburg, Mannheim) ist kein Lehrstuhl mit einer Frau besetzt. Der deutschlandweite Durchschnitt liegt bei 10%.

Lesen Sie hierzu auch: Schlagwort Feminisierung der Medizin – Mehr Mythos denn Wirklichkeit

Die vom Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte Erhebung „Medical Women on Top“ des DÄB bildet den Status quo Anfang 2016 ab und hinterfragt zunächst die Gründe der geringen Repräsentanz von Ärztinnen in Spitzenposition wichtiger klinischer Fächer nicht. In den kommenden Jahren wird sich zeigen, ob die vielen Maßnahmen und Programme (z.B. vorgezogene Berufungen, Professorinnenprogramme, Excellenzinitiativen, Juniorprofessuren, Berücksichtigung von Gender bei Forschungsunterstützungen, Wissenschaftszeitvertragsgesetz etc.) und die zahlreichen Verbesserungen in der Kinderbetreuung, von familienfreundlichen Arbeitszeiten usw. zu einer Erhöhung des Frauenanteils in Spitzenpositionen der deutschen Universitätsmedizin führen werden.

Ihre
Andrea Piro