Coaching statt Krankschreibung
So die Ergebnisse einer Schweizer Studie des Sozialwissenschaftlers Professor Dr. Kurt Hofer, Bern [März 2012]
Eine Studie unter Leitung des Sozialwissenschaftlers Professor Dr. Kurt Hofer der Pädagogischen Hochschule Bern kommt zu beachtlichen Ergebnissen. Lehrkräfte, die an einem Burnout erkranken, leiden nicht nur unter den beruflichen Anforderungen, sondern auch unter der mangelnden Anerkennung durch ihr berufliches Umfeld. Sie fühlen sich durch die wiederholten Schulreformen stark verunsichert. Die oft praktizierte Krankenschreibung erfüllt nicht ihren Zweck. Es wäre besser, die Lehrkräfte würden vor Ort im Alltag von einem Coach begleitet.
Viele Lehrkräfte haben mit Erschöpfungssymptomen zu kämpfen. Allein im Kanton Bern werden jährlich schätzungsweise 70 bis 100 Lehrkräfte für längere Zeit krankgeschrieben. Ein Team um Professor Dr. Kurt Hofer hat nun mittels Interviews und teilnehmender Beobachtung untersucht, wie acht Lehrkräfte, die aufgrund einer schweren Erschöpfung für mindestens sechs Monate krankgeschrieben waren, ihre Krise deuten und zu bewältigen versuchen. Die betroffenen Lehrkräfte sind zwischen 40 und 55 Jahre alt und mit einer Ausnahme weiblich. Sie unterrichten im Kindergarten, auf der Primar- und der Oberstufe. Und die meisten tragen zusätzlich die Doppelbelastung von Familie und Beruf.
Mangelnde Anerkennung, wachsende Entfremdung
Die betroffenen Lehrkräfte fühlten sich jahrelang chronisch unter Druck. Sie arbeiteten bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit und verloren die Freude am Beruf. Dazu kam der Eindruck eines wachsenden Defizits an Anerkennung: seitens der Schülerinnen und Schüler, der Eltern, der Kollegen, der Schulleitung und der Gesellschaft. Alle Untersuchten fühlten sich von ihrem Arbeitsort und der Institution Schule entfremdet. Sei deuteten die Bildungsreformen der letzten Jahre dahingehend, dass ihre Arbeit nicht mehr genüge. Die Auseinandersetzungen mit den durch die Reformen eingeführten Schulleitungen spielten bei der Hälfte der Untersuchten eine wichtige Rolle. Sie fühlten sich von den Querelen mit der – meist männlichen – Schulleitung aufgerieben.
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Zusammenbruch trotz reibungslosem Unterricht
Die untersuchten Lehrkräfte zeigten eine hohe Leistungsorientierung und reagierten auf die Probleme mit noch größerem Arbeitseinsatz. Je belasteter sie sich fühlten, desto gewissenhafter bereiteten sie sich auf den Unterricht vor und desto mehr Zeit verbrachten sie in der Schule. Nur ein Teil der Betroffenen sah sich mit disziplinarischen Problemen konfrontiert. Die anderen schienen die Situation im Griff zu haben und mit ihren Klassen die angestrebten Lernziele zu erreichen. Konflikte mit Eltern und eine zunehmende Angst vor deren Reaktionen waren häufig die letzten Auslöser des Zusammenbruchs oder einer präventiv erfolgten Krankschreibung durch den Arzt.
Die Krankschreibung soll dazu dienen, dass sich die Betroffenen während einer bestimmten Zeit fernab vom Schulalltag regenerieren, um dann gestärkt ins Berufsleben zurückzukehren. Nach Professor Hofer führt diese Praxis nicht zum Ziel. Die beschäftigungslose Zeit verunsichere die „Beurlaubten“, nach der Auszeit hielten sie an ihrem Arbeitsmuster fest und viele fürchten eine Stigmatisierung.
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Als Alternative schlägt Professor Hofer eine temporäre Unterstützung vor Ort im Schulalltag durch individuelle Coachings vor. Die Ergebnisse dieser Schweizer Studie sind nach unserer Einschätzung auf das Gesundheitswesen übertragbar. Burnout kann jeden treffen. Es gibt aber Berufe, bei denen Burnout häufig bis sehr häufig auftritt. Mit Ärzten und Ärztinnen, Krankenschwestern und Krankenpflegern, Altenpflegerinnen, Hebammen und Psychotherapeuten zählen alleine fünf Berufsgruppen aus dem Gesundheitswesen dazu.
Ein individuelles Coaching kann sinnvoll und sehr effektiv sein, um persönliche Krisen zu bewältigen, Blockaden Ihrer Kreativität und Motivation abzubauen und damit einem drohenden Burnout präventiv entgegen zu wirken.
Ihre
Andrea Piro