Kliniken zahlen Chefärzten und Führungskräften wieder mehr
Chefarztgehälter in deutschen Kliniken sind in 2011 gestiegen [Januar 2012]
Die Gehälter der Fach- und Führungskräfte in deutschen Kliniken sind im vergangenen Jahr wieder angestiegen, nachdem sie in 2010 noch stagnierten. Das geht aus der aktuellen Kienbaum-Vergütungsstudie „Führungs- und Fachkräfte in Krankenhäusern 2011“ hervor, in die die Daten von 2.414 Mitarbeitern aus 176 Krankenhäusern eingegangen sind. Für dieses Jahr erwarten die Kliniken eine weitere Gehaltssteigerung um 2,0%.
Die Jahresgehälter der Geschäftsführer und kaufmännischen Direktoren in deutschen Kliniken betragen nun 156.000 € (+4 Tsd. €). Ein Ärztlicher Direkt verdient im Schnitt 123.000 € und damit knapp halb so viel wie ein Chefarzt. Chefärzte erhalten ein Jahresgehalt von durchschnittlich 266.000 € (+9 Tsd. €).
Ärztinnen und Geschäftsführerinnen verdienen weniger als ihre männlichen Kollegen
Auch in den Führungspositionen an Krankenhäusern sind Frauen deutlich unterrepräsentiert. Geschäftsführerinnen erzielen im Schnitt ein Jahresgehalt von 146.000 € und damit 12 Tsd. € weniger als ihre männlichen Kollegen. Chefärztinnen verdienen sogar 20 Tsd. € weniger als Männer in gleicher Position.
Größe und Standort der Klinik sind maßgebend
Ein Chefarzt an einem Krankenhaus mit bis zu 250 Beschäftigten erhält ein Jahresgehalt von durchschnittlich 165.000 € und damit nur etwa die Hälfte des Jahresgehalts, was sein Kollege als Chefarzt an einem Klinikum mit mehr als 2.000 Beschäftigten erzielt. Große Gehaltsunterschiede bestehen nach wie vor zwischen den alten und neuen Bundesländern. Die deutlich niedrigeren Jahresgehälter der Chefärzte in den neuen Bundesländern (durchschnittlich 219.000 €) sind darin begründet, dass dort den Chefärzten wesentlich seltener ein Liquidationsrecht eingeräumt wird und die Höhe der Privatliquidationen geringer ausfällt. Dennoch haben sich die Jahresgehälter der Chefärzte in den letzten Jahren etwas angenähert.
Berufserfahrung und Reputation werden honoriert und gut bezahlt
Die Jahresgehälter der 45- bis 55-jährigen Chefärzte belaufen sich auf 200.000 € und steigen bei Chefärzten, die älter als 60 Jahre sind, sogar auf durchschnittlich 336.000 €. Auch die Fachrichtung und die Reputation der Chefärzte beeinflussen die Einkommenshöhe erheblich.
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Variable Anteile des Jahreseinkommens von Chefärzten
Der variable Anteil am Jahreseinkommen von Chefärzten ist mit 52% sehr hoch. Für seine Gestaltung lassen sich drei Hauptformen unterscheiden, und zwar das Liquidationsrecht, die Beteiligungsvergütung und die Bonusvereinbarung. Bei jüngeren Chefarztverträgen nimmt der Anteil des Liquidationsrechts zugunsten anderer Gestaltungsformen stetig ab. Hatten vor 15 Jahren noch über 90% der Chefärzte ein Liquidationsrecht, so liegt dieser Prozentsatz bei den Verträgen, die nicht älter als drei Jahre sind, inzwischen nur noch bei 30%. Gleichzeitig hat sich die Verbreitung der Bonusvereinbarung von unter 5% seit 1995 auf über 45% bei Neuverträgen erhöht. Im Durchschnitt erzielten die Chefärzte mit alten Verträgen im letzten Jahr gut siebenmal so hohe variable Vergütungen wie ihre Kollegen mit Neuverträgen.
Die Jahresgehälter von Chefärztinnen und Chefärzten an Krankenhäusern können also sehr unterschiedlich ausfallen, sind Verhandlungssache und erfordern auch Verhandlungsgeschick. Zur Unterstützung kann eine professionelle Karriereberatung sinnvoll und sehr effektiv sein.
Ihre
Andrea Piro